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Luftbild von Tann(Rhön) um 1930,
Aero-Express, Abt. Luftbild, Leipzig N21,
Nr. 2727 aus Sammlung Antje Dänner

2015 -Editorial

(Auszug) … Untrennbar zur Tanner Vergangenheit gehört die Geschichte der jüdischen Gemeinde, die bis weit in die Mitte des 18. Jahrhunderts reicht. Obwohl dieses Thema bereits in vielfacher Hinsicht publiziert wurde, gibt es Ereignisse und Erzählungen, teilweise von noch lebenden Zeitzeugen. Der Umfang dieses Jahresheftes spricht für sich und das Thema ist bei weitem nicht abschließend. Auch in anderer Hinsicht konnten wir nur Impressionen eines Aufnahmemoments
abbilden und den geschichtlichen
Hintergrund beleuchten. Gerne hätte ich persönlich als Liebhaber alter Fahrzeuge mehr über die „Automobilisierung“ in Tann erfahren, hat doch jedes Automobil mit seinen Eigentümern seine eigene Geschichte. …

Luftbild von Tann (Rhön), 2009,
©Hans-Jürgen Krenzer

FRÜHLINGSSPAZIERGANG IN DER RHÖN
Gerda Wessel

Die ersten warmen Sonnenstrahlen des Frühlings verlockten mich dazu, einen Spaziergang zu unternehmen. Mit Lodenmantel, Mütze und Wanderschuhen gut ausgerüstet, machte ich mich oberhalb von Tann, am Knottenhof, auf den Weg.
Häufiger als mir lieb war von einem Windstoß erfasst, kräftig gerüttelt, versuchte der Winter mit letzter Kraft einen Angriff, jedoch keine eisige Kälte mehr in sich bergend. Zu Beginn meines Weges stapfte ich trotzig gegen den Wind an, nur seine Stimme vernehmend. Die Blicke streiften trockene, vergilbte Grasbüschel, die Füße suchten gangbare Möglichkeiten und gelegentlich platschte es unter den Schuhsohlen, wenn es galt, eine feuchte Stelle zu überqueren. An letzten Schneeresten vorbei und gleichzeitig erstaunt registrierend , wie erste Boten des Frühlings, kleine, winzige Köpfchen der Gänseblümchen, noch kaum aus der Erde, ihre weißen Blütenblätter der Sonne entgegen reckten. Selten war mir so bewusst, wie eng sich der scheidende Winter und der nahende Frühling berühren.
Mein Weg führte mich an einer Bank vorbei. Ihre Holzbretter, durch die Frühlingssonnenstrahlen bereits erwärmt, luden zum Rasten ein. Ein wunderbarer Blick eröffnete sich mir über bewaldete Hügel hinweg hinab ins Tal. Tann mit seinem Schloss lag im leichten Dunst. Unter letzten Schneeresten bahnte sich hinter der Bank ein kleiner Bach unbeirrt seinen Weg, dessen plätschernde Stimme von Vogelgezwitscher harmonisch begleitet wurde.
Nach und nach, allmählich sensibilisierten sich Augen und Gehör immer mehr für die wunderbare Vielfalt der erwachenden Natur und ich fühlte ihre neu entstehende Kraft. Gehörtes, Gesehenes übertrugen sich und ich genoss diese kleine Wegewanderung. Frohen Mutes, ein wenig müde, trat ich meinen Heimweg an in der Gewissheit, es war keine vergeudete Zeit. Der Sonntag wurde zum sonnigen Tag durch das positive Empfinden, diese kleinen Wunder erkennen und miterleben zu dürfen. …