Sie können hier jeweils Titelcover, Rücktitel, Inhaltsverzeichnis und eine Leseprobe der jeweiligen Ausgabe ansehen.
2021 -Editorial
(Auszug) … die 9. Ausgabe unseres Jahresheftes ist so vielseitig wie die Menschen, die mit unserem Verein verbunden sind. Das Themenspektrum reicht von der Geschichte eines aus Syrien stammenden „Kleiderkünstlers“, dem
Ende der „Regenbogenschule“, der verlorengehenden Backhaus-Kultur im Ulstertal, über die Gefährdung eines
alten Mühlenstandortes bis hin zu Bürgerräten mit ausgelosten Menschen als einer neuen Ausprägung der politischen
Kultur. Und tatsächlich spielen diesmal politische Fragen in viele Texte mit hinein. Wie könnte es auch anders sein?
„LEISE RIESELT DER SCHNEE“
und ein kurdisches Frühlingsfest
Sandra Limpert
Eine Schneiderei in Tann! Das war Anfang des vergangenen Jahres eine Nachricht, die mir als persönlicher Glücksfall erschien. Denn Nähen war mir schon früher im Handarbeitsunterricht ein Graus. Gepaart mit der Einstellung, lieber zu reparieren als wegzuschmeißen, führte diese Abneigung gegenüber Nadel und Faden zu einem Mount Everest an Kleidungsstücken, die so lange auf ihre
Reparatur warteten, bis ihre Eigentümer ihnen entwachsen waren.
Jetzt ist es ein bisschen wie Zauberei:
Kleidung, die kaputt in den „Nadelbaum“ gebracht wird, ist wie neu, wenn man sie wieder abholt. Die Künste des aus Syrien stammenden Schneiders Suleiman Hesso sprachen sich schnell herum. Offensichtlich geht es vielen Tannerinnen und Tannern wie mir: Sie sind froh, dank der Initiative des ehemaligen Flüchtlings dem Wegwerfwahn ein wenig trotzen zu können, freuen sich, dass ein Mensch nach seiner Flucht vor Krieg und Gewalt in Tann Fuß fassen konnte, und darüber, dass die Räumlichkeiten einer ehemaligen Fahrschule in der Innenstadt wieder genutzt werden.